Vor genau 90 Jahren, am 21. Oktober 1918, wurde im Niederösterreichischen Landtag in der Wiener Herrengasse die 1. Sitzung der Provisorischen Nationalversammlung abgehalten. Aus diesem Anlass fand gestern Abend auf Einladung des Präsidenten des NÖ Landtages, Ing. Hans Penz, im Namen der österreichischen Landtagspräsidenten ein großer Festakt "90 Jahre Republik Österreich" statt. Veranstaltungsort war der Sitzungssaal im Palais Niederösterreich im Alten Landhaus - und damit exakt jener Ort, an dem auch 1918 getagt wurde.
LH Pröll: "Sich wie Gründerväter auf das gemeinsame Ganze besinnen"
Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll beleuchtete in seiner Festrede "Niederösterreichs Rolle im Spiegel der Geschichte." "Dieses Mauerwerk ist der Zeuge schlechthin für Schnittpunkte der Geschichte unserer Republik, die gleichzeitig auch Anfangspunkte waren", meinte Pröll in Anlehnung an den Ort der Veranstaltung. Hoffnung und Zuversicht, die Liebe zur Heimat und der Glaube an die Zukunft hätten die Gründerväter geprägt. Die Erste Republik sei zwar nicht stärker als Weltwirtschaftskrise und Zweiter Weltkrieg gewesen, aber "stark genug, um die Pflanze der Demokratie zu hegen und zu pflegen". Eine Feierstunde wie diese hätte daher den Sinn, "die Vergangenheit nicht als Vergangenes zu betrachten, sondern als das Zukunftsträchtige auf dem Weg nach vorne anzusehen". Darum sollte man die Gründerväter als Beispiel nehmen, weil sie die wesentlichen Schritte gesetzt hätten, um ein gutes Erbe auch an die nächsten Generationen weiter geben zu können.
Pröll ging auch auf die Rolle Niederösterreichs ein, wo sich "aus Not und Elend dank harter Arbeit" ein "zukunftsträchtiges Land" entwickelt habe: "Niederösterreich ist nicht nur ein Kernland Österreichs, sondern ist auch zu einem Kernland Europas geworden." Weiters betonte der Landeshauptmann, dass der Föderalismus in der Entwicklung der Republik eine wichtige Grundlage gewesen sei: "Der Föderalismus hat Tradition und Zukunft." Bei allen Unterschieden in Ideologie und Gesinnung gelte es stets, sich wie die Gründerväter auf
das gemeinsame Ganze zu besinnen, "im Geiste des Miteinander und des gegenseitigen Respekt."